Puranas

  • Lesedauer:16 min Lesezeit
image_pdf

Die Purāṇas gehören zu den wichtigsten heiligen Schriften des Hinduismus. Während die Veden, welche älter als die Purāṇas sind, als direkte Offenbarungen göttlichen Ursprungs gelten, enthalten die Purāṇas leicht modifizierte und erweiterte Lehren, die jedoch mit den Veden im Einklang stehen und ebenfalls als authentische Tradition angesehen werden. Die Datierung ihrer Entstehung wurde von verschiedenen Forschern in die Zeit von 400 n. Chr. bis 1000 n. Chr. gelegt.

Einige Purāṇas greifen aber auch auf ältere Inhalte zurück. Im Brahmavaivarta-Purāṇas werden 400‘000 Purāṇas erwähnt. Die wichtigsten Purāṇas werden in 18 Haupt- und in 18 Neben- Purāṇas eingeteilt. Die Haupt- Purāṇas wiederum werden in drei Gruppen unterteilt, entsprechend den drei hinduistischen Hauptgottheiten Brahmā, Viṣṇu und Śiva.

Einleitung

Die Purāṇas sind meistens in der Form eines Dialogs zwischen einem erleuchteten Meister (Rishi) und seinem Schüler geschrieben. Der Inhalt der verschiedenen Purāṇas ist das Wirken eines persönlichen Gottes (iṣṭa-devatā) auf Erden. Die Purāṇas sind die ersten Schriften des Hinduismus, in denen einer persönlichen Gottheit devotionale Verehrung zukommt und sie gelten somit als Quellen für den Bhakti-Weg, dem Weg der Hingabe. 

Gemäss Sri Aurobindo sind „die Puranas im Wesentlichen eine wahrhaft religiöse Dichtung, die Kunst ästhetischer Darstellung religiöser Wahrheit.“ (aus Die Grundlagen der indischen Kultur).

Wilfried Huchzermeyer schreibt in seinem Buch ‚Die heiligen Schriften Indiens‘ auf Seite 56:

„Kaum ein Volk in der Welt ist so erzählfreudig, wie das der Inder, und so gibt es neben den umfangreichen Epen auch noch einige hunderttausend Verse »Purânas«. purâna bedeutet »alt« und meint »alte Erzählungen«. Diese beinhalten Mythen, Legenden, Historie, Gedanken zu Schöpfung und Weltuntergang ebenso wie Astrologie, Magie, Medizin und spirituelle Philosophie. Schon im Atharvaveda und in den älteren Upanishaden finden sich Hinweise auf Purânas, die offenbar seit ältester Zeit verfasst wurden, wobei jedoch eine Datierung sehr schwierig ist. Wahrscheinlich wurde das Material eines Kernpuranas immer wieder aufgegriffen und bis in die vergangenen Jahrhunderte neu bearbeitet und nach Belieben modifiziert und ergänzt.“

Namensbedeutung

Purāṇa (adj.) bedeutet „sehr alt, uralt, urtümlich, historisch, aus alten Zeiten“ oder auch „alte Geschichten, alte Legenden“. Gemeint sind alte Geschichten und Legenden aus alten Zeiten über Götter und Helden sowie kosmologische Texte.

Purāṇa (Singular), purāṇāni ist der Plural in Sanskrit. Purāṇas ist der Plural in der englischen Schreibweise.

Alle Mahāpurāṇas wurden in der Sanskrit-Sprache verfasst, wogegen die späteren Purāṇas in den verschiedenen Landessprachen aufgezeichnet wurden.

Übersicht und Typen der Purāṇas

Die Purāṇas werden in 18 Mahāpurāṇas (grosse Purāṇas) und in 18 Upapurāṇas (Nebenpurāṇas) eingeteilt. Die 18 Mahāpurāṇas haben alleine einen Umfang von 400‘000 Versen (ślokas).

Neben den Mahāpurāṇas und den Upapurāṇas, unterscheidet man auch noch weitere Purāṇas, welche sich z.B. auf Orte oder Tempel beziehen (Sthalapurāṇas) und Māhātmyas (Verherrlichung). Das im Mārkaṇdeya-Purāṇa enthaltene Devīmāhātmya ist eine sehr bekannte Verherrlichung der Göttin Durgā.

Wenn von den Purāṇas die Rede ist, sind meistens die Mahāpurāṇas gemeint. Damit ein Purāṇa zu den Mahāpurāṇas gezählt werden kann, müssen folgende fünf Merkmale (pañca lakṣaṇa), welche in folgendem śloka (des Bhāgavata-Purāṇa, 12.7.9-10) aufgezählt werden, enthalten sein:

sargaś ca pratisargaś ca vaṁśo manvantarāṇi ca
vaṁśānucaritaṁ ceti purāṇaṁ pañca-lakṣaṇam

Aufzählung der fünf Merkmale (pañca lakṣaṇa):

1.sargaSchöpfung des Universums, Kosmogonie
2.pratisargaWiederschöpfung, Zerstörung und Erneuerung des Kosmos
3.vaṁśaGenealogie, Geschlechterfolge der Götter und Helden
4.manvantarāṇiHerrschaft der verschiedenen Manus in den unterschiedlichen Entwicklungsstadien der Menschen (Manu-Perioden)
6.vaṁśānucaritaGeschichte der Herrscher der Mond- und Sonnendynastie.

Nicht alle Mahāpurāṇas folgen den Regeln der fünf Merkmale, wie dies Georg Feuerstein in ‚Die Yoga Tradition‘ auf Seite 468 wie folgt erwähnt: „Doch nur wenige Purânas folgen diesem traditionellen Ideal der sogenannten „fünf Charakteristika“ (panca-lakshana), und die meisten enthalten nicht dazugehörige Dinge, einschließlich kurzer Traktate über Yoga. Die behandelten Yoga-Arten unterscheiden sich voneinander sehr, aber allen gemeinsam ist mehr oder weniger die Verehrung besonderen Gottheiten, hauptsächlich von Vishnu und Shiva. Deshalb überrascht es nicht, wenn die meisten dieser Lehren rituellen Charakter zeigen, wiewohl ein paar Texte einen kontemplativeren Typ von Yoga vorstellen.“

Einteilung der Purāṇas (Mahāpurāṇas)

Die 18 Mahāpurāṇas werden entsprechend den drei hinduistischen Hauptgottheiten (Trimūrti) Brahmā, Viṣṇu und Śiva in die Brahmā-, Vaiṣṇava- und Śaiva-Purāṇas eingeteilt.

Entsprechend der drei kosmischen Eigenschaften (guṇas), in welche die drei Hauptgottheiten eingeteilt wurden, werden gemäss Padma-Purāṇa die 18 Mahāpurāṇas wie folgt den guṇas zugeordnet:

  • raja guṇa:    Brahmā-Purāṇas
  • sattva guṇa: Vaiṣṇava-Purāṇas
  • tama guṇa:   Śaiva-Purāṇas

Eine Tabelle aller Mahāpurāṇas ist weiter unten bei Die Mahāpurāṇas zu sehen.

Brāhma-Purāṇas

Folgende sechs Mahāpurāṇas werden zu den Brāhma-Purāṇas gezählt:

  • Brahmā-Purāṇa
  • Brahmāṇḍa-Purāṇa
  • Brahmavaivarta-Purāṇa
  • Mārkaṇdeya-Purāṇa
  • Bhaviṣya-Purāṇa
  • Vāmana-Purāṇa

Vaiṣṇava-Purāṇas (Viṣṇu)

Folgende sechs Mahāpurāṇas werden zu den Vaiṣṇava-Purāṇas gezählt:

  • Viṣṇu-Purāṇa
  • Bhāgavata-Purāṇa
  • Nārada-Purāṇa
  • Garuḍa-Purāṇa
  • Padma-Purāṇa
  • Varāha-Purāṇa

Śaiva-Purāṇas (Śiva)

Folgende sechs Mahāpurāṇas werden zu den Śaiva-Purāṇas gezählt:

  • Śiva-Purāṇa 
  • Liṅga-Purāṇa
  • Skanda-Purāṇa
  • Agni-Purāṇa
  • Matsya-Purāṇa
  • Kūrma-Purāṇa

Datierung der Purāṇas

Gemäss der Tradition wurden die Purāṇas am Ende des Dvāpara Yuga von Mahārishi Vyāsa verfasst. Der grösste Teil des in den Purāṇas enthaltenen Materials, ist während der Regierungszeit der Guptas (320 – 500 n. Chr.) entstanden.

Die ältesten Purāṇas werden von den Indologen auf ca. 300 n. Chr. zurückdatiert, die meisten jüngeren auf 1300 – 1600 n. Chr. Obwohl die Purāṇas zu verschiedenen Zeiten verfasst wurden, scheint es, dass sie alle späteren Datums noch revidiert wurden. Dies ist offensichtlich, da jedes der Mahāpurāṇas die gleichen 18 Mahāpurāṇas auflistet. Die ältesten Purāṇas sind das Bhaviṣya-, Brahmāṇḍa-, Mārkaṇdeya-, Matsya-, Vāyu-, und Viṣṇu-Purāṇa.

Die Datierungen der Purāṇas beziehen sich aber nur auf die Niederschreibung. Die alten Geschichten wurden vorher mündlich weitergegeben. Die Purāṇas haben sich aber ständig weiterentwickelt, indem ständig neue Ergänzungen zu den alten Geschichten hinzugefügt wurden.

Georg Feuerstein schreibt in ‚Die Yoga Tradition‘, Seite 468 :

„Das puranische Erbe reicht bis zu vedischen Zeiten zurück, als die Purânas noch auswendig gelernt und mündlich weitergegeben, aber kaum aufgeschrieben wurden. Ein Verweis im Atharva-Veda (11.7.24) legt allerdings nahe, dass es auch schon in dieser frühen Ära einige niedergeschriebene Werke mit dem Titel Purâna gab. Sie werden manchmal als fünfter Veda betrachtet, was ihre damalige hohe Wertschätzung reflektiert. Ursprünglich durch Geschichtenerzähler (sûta) außerhalb brahmanisch-orthodoxer Kreise weitergegeben, wurden sie allmählich mehr und mehr zum „Eigentum“ brahmanischer Familien, die sich auf ihren Vortrag spezialisierten. In gewisser Hinsicht spielten die Purânas für das Volk dieselbe Rolle, wie die Veden und Brâmanas für die vedischen Priester-Familien. Ihre Mythologie fußte zum Teil in der vedischen Mythologie, entwickelte sich aber dann eigenständig weiter. Und heutzutage, da sich Hindus in der Regel kaum der Mythen und Legenden der Veden entsinnen können, sind sie stattdessen tief eingetaucht in die Bilder- und Vorstellungswelt der puranischen Legenden.“

Das puranische Weltbild und die kosmischen Zyklen

Dazu schreibt Wilfried Huchzermeyer in seinem Buch ‚Die heiligen Schriften Indiens‘ auf Seite 61:

„Kennzeichnend für das Weltbild der Purânas sind die unendlich großen Zeiträume, mit den sie umgehen, was freilich auch für andere Schriften der Hindus gilt. Es gibt keinen absoluten Anfang allen Seins, sondern vielmehr Phasen der Schöpfung und Manifestation des Universums sowie dessen Auflösung (Pralaya). Die Zyklen der Evolution entwickeln sich über sogenannte Yugas oder Zeitalter, die in einer bestimmten Folge ablaufen: Satya, Tretâ, Dvâpara und Kali Yuga.“

Mehr Informationen über die Yugas siehe Wikipedia

Die Autorenschaft der Purāṇas

Traditionell wird Mahārishi Vyāsa, der Sohn von Rishi Parāśara, als Verfasser der Purāṇas genannt. Es wird aber auch angenommen, dass die Purāṇas das Werk vieler Autoren im Laufe der Jahrhunderte sind.

Die Purāṇas sind hauptsächlich in Form eines Dialogs abgefasst, in dem ein Erzähler (Lehrer) eine Geschichte als Antwort auf die Frage eines anderen (Schüler) erzählt.

Der Haupterzähler in den Purāṇas ist Rishi Romaharṣaṇa, ein Schüler von Mahārishi Vyāsa. Seine Hauptaufgabe war es, dies weiterzugeben, was er von seinem Guru gelernt und wie er es von anderen Rishis gehört hat.

Die Mahāpurāṇas

„Mahāpurāṇas beziehen sich hauptsächlich auf die Götter der Trimūrti, Upapurāṇas beziehen sich meistens auf andere Gottheiten wie Devī, Krishna, Sūrya und Gaṇeśa.

Die Mahāpurāṇas werden in den Purāṇas selbst als die ältesten purāṇischen Schriften angesehen. Die Mahāpurāṇas sollen zwar aus 18 solcher Purāṇas bestehen, jedoch unterscheiden sich die jeweiligen Listen der als Mahāpurāṇas angegebenen Schriften. Es wird angenommen, dass die Mahāpurāṇas tatsächlich früher entstanden sind als die Upapurāṇas. Obwohl Mahāpurāṇas auch Māhātmyas [Verherrlichung] zu bestimmten Orten enthalten können, sind sie über ganz Indien verbreitet.“ Quelle: Wikipedia

Die berühmtesten Purāṇas sind das Viṣṇu-Purāṇa und das Bhāgavata-Purāṇa, welches unter anderem die Lebensgeschichte von Krishna erzählt.

Übersicht über die Mahāpurāṇas gemäss traditioneller Reihenfolge:

Nr.NameAnzahl ślokasZuordnung:Beschreibung
1Brahmā-Purāṇa10‘000Brahmā-PurāṇasBehandelt die Erschaffung des Kosmos und Details aus dem Leben von Rama und Krishna
2Padma-Purāṇa55‘000Vaiṣṇava-PurāṇasErgänzt die Bhagavad Gītā und wird daher auch als Gītāmāhātmya bezeichnet
3Viṣṇu-Purāṇa23‘000Vaiṣṇava-PurāṇasBeschreibt Viṣṇu und seine zehn Inkarnationen
4Śiva-Purāṇa24‘000Śaiva-PurāṇasGeschichten über Śiva und seine Verehrung
5Bhāgavata-Purāṇa18‘000Vaiṣṇava-PurāṇasBeschreibt Viṣṇu und seine zehn Inkarnationen, insbesondere Krishna
6Nārada-Purāṇa25‘000Vaiṣṇava-PurāṇasIst ein Dialog zwischen den Weisen Nārada und Sanatkumāra. Enthält viele bekannte Geschichten, die auch in anderen Purāṇas vorkommen
7Mārkaṇdeya-Purāṇa9‘000Brahmā-PurāṇasEnthält das Devīmāhātmya (Herrlichkeit der Göttin [Durgā])
8Agni-Purāṇa15‘400Śaiva-PurāṇasDieses Werk verehrt Śiva. Der Inhalt ist sehr vielseitig und hat den Charakter eines Nachschlagewerks
9Bhaviṣya-Purāṇa14‘500Brahmā-PurāṇasEnthält Prophezeiungen
10Brahmavaivarta-Purāṇa17‘000Brahmā-PurāṇasErzählungen über Krishna sowie seine Liebesbeziehung zu den Gopīs (Kuhhirtinnen) insbesondere zu Rādhā.
11Liṅga-Purāṇa11‘000Śaiva-PurāṇasBeschreibt die Verehrung von Śiva in der Form als Liṅgam
12Varāha-Purāṇa24‘000Vaiṣṇava-PurāṇasIst dem Varāha-Avatāra Viṣṇus und der Rettung der Erde gewidmet
13Skanda-Purāṇa81‘100Śaiva-PurāṇasUmfangreichstes Purāṇa. Es beinhaltet Legenden über Śiva und befasst sich mit seinem Sohn Skanda (Kārttikeya)
14Vāmana-Purāṇa10‘000Brahmā-PurāṇasBeschreibung von Kurukshetra und Umgebung
15Kūrma-Purāṇa17‘000Śaiva-PurāṇasBesteht aus den Lehren, die Viṣṇu während seiner Inkarnation als Kūrma-Avatāra vermittelte
16Matsya-Purāṇa14‘000Śaiva-PurāṇasBeschreibt die erste Inkarnation von Viṣṇu als Fisch (matsya)
17Garuḍa-Purāṇa19‘000Vaiṣṇava-PurāṇasViṣṇu gibt seinem Reittier Garuḍa Anweisungen zu Themen, welche auch andere Purāṇas behandeln
18Brahmāṇḍa-Purāṇa12‘000Brahmā-PurāṇasBehandelt den Ursprung des Universums

Sri Aurobindo schreibt in seinem Buch ‚Die Grundlagen der indischen Kultur‘ S. 301/302:

„… Das Vishnu-Purana zum Beispiel ist trotz ein oder zwei inhaltsarmen Partien eine bemerkenswerte literarische Schöpfung von beträchtlicher Qualität, die viel von der unmittelbaren Kraft und dem Niveau des alten epischen Stils bewahrt hat. Sie enthält eine mannigfaltige Bewegung, viele kraftvolle und einige erhabene epische Texte, gelegentlich ein lyrisches Element von Lieblichkeit und Schönheit, eine Anzahl Erzählungen der schwungvollsten und gekonnt schlichten poetischen Werkkunst. Am Schluss kommt das Bhagavat [-Purana], das weitgehend vom volkstümlicheren Stil abweicht, da es stark beeinflusst ist von der gelehrigen und mehr dekorativen literarischen Sprachform. Es ist ein noch bemerkenswerteres Werk voller Einfälle reicher und tiefer Gedanken und Schönheit. Hier finden wir den Höhepunkt der Bewegung, die die wichtigsten Auswirkungen auf die Zukunft hatte, die Entwicklung der emotionalen und ekstatischen Bhakti-Religionen.“

Die Upapurāṇas

Während sich die Mahāpurāṇas direkt mit den drei hinduistischen Hauptgottheiten (Trimūrti) Brahmā, Viṣṇu und Śiva befassen, handeln die Upapurāṇas (upa = sekundär) oder Neben-Purāṇas eher von anderen göttlichen Aspekten wie die Devī (göttliche Mutter), Gaṇeśa, Kārttikeya (Skanda), usw.

Die Liste der 18 Upapurāṇas weicht je nach religiöser Ausrichtung (siehe unten) ab. So ist es nicht wunderlich, dass in einer Reihe von Texten verschiedene Listen mit unterschiedlichen Namen der 18 Upapurāṇas zu finden sind. Untersucht man alle entsprechenden Sanskrit-Texte, in denen die Namen dieser Texte erwähnt werden, kommt man auf eine tatsächliche Anzahl von fast hundert Upapurāṇas.

Folgende Upapurāṇas werden generell aufgezählt: 
Sanatkumāra-Purāṇa, Narasimha-Purāṇa, Bṛhannāradīya-Purāna, Śivarahasya-Purāna, Durvāsā-Purāna, Kāpila-Purāṇa, Vāmana-Purāna, Bhārgava-Purāṇa, Vāruṇa-Purāṇa, Kālikā-Purāṇa, Samba-Purana, Nāndi-Purāṇa, Sūrya-Purāna, Parāśara-Purāna, Vasiṣṭha-Purāna, Devī Bhāgavata-Purāna, Gaṇeśa-Purāna und Haṁsa-Purāna.

Davon ist wohl das Devī Bhāgavata-Purāna die bekannteste der Upapurāṇas. Der im Epos Mahābhārata enthaltenen Epilog ‚Harivaṁśa‘, welcher die Lebensgeschichte von Sri Krishna erzählt, wird als Harivaṁśa-Purāna auch zu einem der bekanntesten Purāṇas gezählt.

Wie oben erwähnt, weichen die Listen der 18 Upapurāṇas je nach Quelle und religiöser Ausrichtung teilweise stark voneinander ab. Dadurch werden insgesamt mehr als 18 Upapurāṇas erwähnt.

Alle vorhandenen Upapurāṇas lassen sich grob in sechs Gruppen, gemäss der religiösen Ausrichtung (‚sektiererische‘ Sicht) wie folgt unterteilen:

  • Vaishnava (Vaiṣṇava), Anhänger von Viṣṇu
  • Shakta (Śākta), Anhänger der göttlichen Mutter (Śakti, Devī, usw.)
  • Shaiva (Śaiva), Anhänger von Śiva
  • Saura, Anhänger von Sūrya (Sonne)
  • Ganapatya (Gāṇapatya), Anhänger von Gaṇeśa
  • Keine spezifische Ausrichtung (nicht-sektiererisch)

Geschichten, Mythen und Legenden aus den Purāṇas

Nachfolgend sind einige bekannte Geschichten, Mythen und Legenden aus den Purāṇas aufgeführt. 

  • Die Schöpfungsgeschichte gemäss Viṣṇu-Purāṇa und Bhāgavata-Purāṇa
  • Die zehn Inkarnationen von Viṣṇu (daśāvatāra), enthalten im Viṣṇu-Purāṇa und Bhāgavata-Purāṇa:
    1. Matsya-Avatāra (Inkarnation als Fisch)
    2. Kūrma-Avatāra (Inkarnation als Schildkröte)
    3. Varāha-Avatāra (Inkarnation als Eber)
    4. Narasiṁha-Avatāra (Inkarnation als Mensch-Löwe)
    5. Vāmana-Avatāra (Inkarnation als Zwerg)
    6. Paraśurāma-Avatāra (Inkarnation als Rāma mit der Axt)
    7. Rāma-Avatāra (Inkarnation als Rāma)
    8. Krishna-Avatāra (Inkarnation als Sri Krishna)
    9. Buddha-Avatāra (Inkarnation als Buddha)
    10. Kalki-Avatāra (Inkarnation als Kalki)
  • Das Quirlen des Milchozeans (Samudra Manthana), enthalten im Viṣṇu-Purāṇa und Bhāgavata-Purāṇa 
  • Die Geschichte von Dhruva, enthalten im Viṣṇu-Purāṇa und Bhāgavata-Purāṇa
  • Die Geschichte von Prahlāda, enthalten im Viṣṇu-Purāṇa und Bhāgavata-Purāṇa
  • Die Lebensgeschichte von Sri Krishna, enthalten im Bhāgavata-Purāṇa und Harivaṁśa-Purāna (Epilog von Mahābhārata). In diesem Zusammenhang ist das Buch ‚Krishna – Seine Lebensgeschichte in den Purānas und im Mahābhārata‚ von Wilfried Huchzermeyer sehr zu empfehlen.
  • Die Legende von Śiva als Säule (Liṅgam), enthalten im Śiva-Purāṇa
  • Der Kampf und Sieg von Durgā gegen den Dämon Mahiṣāsura, enthalten im Devīmāhātmya

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus dem Lehrgang: Die heiligen Schriften Indiens

Ich danke Wilfried Huchzermeyer für die Durchsicht des Textes und für seine Korrekturvorschläge.